Sicherheitstipps für Reisende (Südamerika): Wie du auf dich aufpasst

Kolumbien (genauer Medellín) ist cool. Das Wetter ist super, die Leute sind sehr herzlich und der Kaffee ist lecker.

Aber man sollte hier echt einige mehr Sicherheitsmaßnahmen treffen als sonst wo.

Ich wurde in Medellin am helllichten Tage mitten im Zentrum von 2 Männern überfallen und mit einem Messer bedroht.

Das war nur 100 m vom nächsten Polizisten entfernt – direkt auf der offenen Straße und während andere Passanten vorbeigelaufen sind. Die Straße war gut befahren.

Erst kam der eine Typ (ein Mann Mitte 40) und wollte mir unbedingt die Hand geben. Er hat mich auf Spanisch voll gequatscht und ich hatte sofort ein mulmiges Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Deswegen habe ich mich umgedreht und bin sofort in die andere Richtung gegangen.

Ich bin aber nicht weit gekommen. Auf einmal stand ein anderer jüngerer Mann vor mir. Ich wollte vorbei. Er stellte sich vor mich. Ich wollte ausweichen. Er stellte sich wieder vor mich.

Er wollte mich offensichtlich nicht vorbeilassen.

Er kam näher.

Ich fing an mich umzudrehen.

Er griff in seine Hosentasche und zog ein Messer raus. Er schaute zu mir. Er schaute mit einem vielsagenden Blick auf seine Waffe.

Jetzt stand ich komplett unter Strom. Ich blickte mich kurz um ob irgendwo Hilfe zu finden war. Es liefen und standen mehrere Leute in der Nähe. Aber ich sah vor allem den anderen Mann mit etwas Abstand dort stehen wo ich hinflüchten wollte. Er schaute sich wachsam um und Tat so als wäre nichts los. Spätestens jetzt war mir klar dass das hier organisiert und durchgespielt war. Ich hatte keine Ahnung wer noch zu diesen Männern gehörte.

Der Mann mit dem Messer riss mich aus meinen Gedanken. Er forderte etwas von mir auf Spanisch. „I will give you money“ rief ich ihm ins Gesicht und setzte den Rucksack ab um mir in die Taschen zu greifen.

Er wich etwas zurück.

Ich dachte mir: ich muss hier weg.

Ich sah das Messer schon in meinem Bauch stecken.

Plötzlich Hoffnung.

Zwei von oben bis unten orange gekleidete Männer kamen in mein Sichtfeld. Einer trug eine Schutzmaske.

Ich fing an ihnen auf Englisch zuzurufen und ihnen die Situation zu schildern. Der Mann mit dem Messer war jetzt noch etwas weiter weg.

Die beiden waren offensichtlich Bauarbeiter, die gerade an der nahegelegenen Baustelle zu Werke waren. Die konnten wohl kaum zu der Bande gehören.

Aber sie verstanden mich nicht… Und gingen weiter.

Ich schloß mich ihnen an und ging einfach mit. Mit Händen und Füßen konnte ich ihnen klarmachen dass ich gerade mit einem Messer bedroht werde.

Sie nickten und zeigten nach vorne – ich solle mitkommen.

Ich versuchte mit ihnen Schritt zu halten und drehte mich nicht um.

Ich hoffte, dass der Mann mit dem Messer mich nicht verfolgen würde.

Ein paar Meter weiter an der Ampel zeigten sie auf einmal in eine andere Richtung und redeten auf mich ein. Ich sollte offensichtlich dort lang gehen zum Eingang des Naturkundemuseums.

Panik ergriff mich. Woher sollte ich nicht wissen, dass mir dort nicht noch ein Bandenmitglied entgegenkommen würde. Die beiden sahen ansonsten für mich unauffällig aus. Wie soll ich mir sicher sein, dass keiner der Menschen der mir jetzt entgegenkam dazugehörte?

Und warum sollte ich jetzt alleine weitergehen, wenn ich davor so offensichtlich wie leichte Beute wirkte?

Die Bauarbeiter wirkten aber sehr bestimmt, dass ich in diese Richtung weitergehen sollte. Also machte ich mich auf den Weg – dabei wachsam in alle Richtungen spähend.

Dann endlich: ein Polizist. Sofort fühlte ich mich sicherer.

Ich hetzte durch den Museumseingang und alanm Wächter vorbei. Dort konnte ich dann verschnaufen – und es gab WLAN.

Denn seit Kurzem war der Datenplan auf der SIM Karte abgelaufen – und in Kolumbien wird nicht gedrosselt, sondern hier wird deine Internetverbindung komplett unterbrochen.

Es dauerte bis der Fahrer endlich da war. Vorsichtig nach allen Seiten spähend, rannte ich auf den Wagen zu.

Ein kurzer Schreck – schaut mich der Getränkeverkäufer am Straßenrand nicht irgendwie komisch an?

Aber dann war ich schon am Auto und mein Fahrer entsperrte die Tür, damit ich reinspringen konnte.

Wir fuhren los. Er verriegelte mit einem Klick alle Türen.

Endlich sicher.

Was kannst du daraus lernen um dich zu schützen?

Hier die wichtigsten Tipps von einheimischen und Vielreisenden:

  • Keine Papaya sein – so nennen die Einheimischen das, wenn man in Flip Flops, kurzen Hosen und laut auf Englisch mit dem Iphone telefonierend zeigt, dass man leichte Beute ist. Also: keine Kopfhörer, keine teure sichtbare Uhr oder anderen Schmuck, kein Sichtbares Handy, kein Rucksack, nichts Sichtbares in den Taschen
  • Geld lose dabei haben um es sofort überreichen zu können. Kreditkarten, Ausweis und co woanders aufbewahren (in den Socken oder eingenäht in der Hose wird gerne empfohlen).
  • Nur zusammen mit einem Einheimischen oder anderen unterwegs sein.
  • Verstehen dass das Zentrum in Südamerika der unsicherste Ort ist – ganz im Gegensatz zu z.b. deutschen Großstädten.
  • Spanisch sprechen – oder zumindest verstehen.
  • Auch im Tageslicht und im Zentrum ist man nicht sicher – wie ich später rausfand ist das Zentrum trotz aller Polizei eine der Gegenden mit den meisten Überfällen und Gewaltverbrechen.
  • Komisch aussehenden oder verdächtig wirkenden Menschen weiträumig ausweichen

Auch noch mögliche Sicherheitsmaßnahmen: Auf den Überfall vorbereiten

  • Versteckte 2. geldbörse oder flache Bauchtasche
  • ein Ersatzhandy dabei haben (billiges Android Handy) das du dann als dein Handy herausgeben kannst, während du dein echtes Handy behälst
  • flache Geldbörse oder Geldklammer damit es nicht raussteht
  • einen Gürtel mit verstecktem Geldfach tragen

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